Anatomiestraße 18-20
85049 Ingolstadt
Die Alte Anatomie in Ingolstadt gehört zu den bedeutenden universitäts- und medizinhistorischen Bauwerken der Stadt. Sie wurde in den Jahren 1723 bis 1736 im Auftrag der Bayerischen Landesuniversität errichtet, die seit 1472 ihren Sitz in Ingolstadt hatte und bis zur Verlegung nach Landshut im Jahr 1800 eine zentrale Rolle in der Gelehrtenwelt Süddeutschlands spielte. Der Bau der Anatomie erfolgte unter Kurfürst Max Emanuel und sollte der medizinischen Fakultät zeitgemäße Räumlichkeiten für Lehre und Forschung bieten – insbesondere für die damals fortschreitende anatomische Ausbildung. Architektonisch zeigt sich das Gebäude als schlichter, aber eleganter barocker Zweckbau mit klarer Gliederung und symmetrischer Fassade. Errichtet wurde die Alte Anatomie in einem Bereich der Stadt, der zuvor bereits von wissenschaftlichen Einrichtungen geprägt war. Die Anordnung der Räume entsprach den Anforderungen der medizinischen Praxis: Im Zentrum stand ein Seziersaal mit gestufter Sitzanordnung für Studenten – eine Seltenheit im süddeutschen Raum und Ausdruck moderner Lehrmethodik der Aufklärung. Ergänzt wurde das Ensemble durch Präparations- und Sammlungsräume, in denen medizinische Modelle und Lehrpräparate aufbewahrt wurden.
Besondere historische Bedeutung erlangte die Alte Anatomie durch ihre Rolle als Zentrum medizinischer Ausbildung in der Spätphase der Ingolstädter Universität. Sie symbolisiert die Verbindung von Wissenschaft und Aufklärung, wie sie im 18. Jahrhundert auch in Ingolstadt Einzug hielt. Neben der Ausbildung angehender Mediziner war das Gebäude auch Ort wissenschaftlicher Vorträge, empirischer Forschung und ärztlicher Schulung – ein früher Knotenpunkt akademischer Medizin in Bayern. Nach der Auflösung der Universität 1800 verlor das Gebäude zunächst seine ursprüngliche Funktion. In den folgenden Jahrzehnten diente es wechselnden Zwecken, bevor es im 20. Jahrhundert renoviert und museal genutzt wurde. Heute beherbergt die Alte Anatomie das Deutsche Medizinhistorische Museum, das mit seiner umfangreichen Sammlung zur Geschichte der Medizin europaweit Beachtung findet. Das Gebäude ist Bestandteil des denkmalgeschützten Ensembles der Altstadt und vermittelt in seiner ursprünglichen baulichen Struktur eindrucksvoll die historische Funktion.
täglich 10.00 - 17-00 Uhr, Montag: geschlossen
Parkplatz "Hallenbad" (852 tw. kostenpflichtige Parkplätze, ca. 1 Minuten entfernt)
Der Duft- und Tastgarten wurde 1992 im Zuge einer umfassenden Neugestaltung des Museumsgartens angelegt. Er ergänzt den historischen Arzneipflanzengarten, der sich im barocken Gartenhof der Alten Anatomie befindet, um ein barrierefreies, erlebnisorientiertes Angebot für sehbehinderte und blinde Menschen. Zugleich eröffnet er allen Besucherinnen und Besuchern eine sinnlich erfahrbare Dimension botanischer Vielfalt und medizinischer Pflanzennutzung. Angelegt als spezieller Erlebnisbereich, bietet der Garten eine Auswahl wohlriechender und charakteristisch strukturierter Pflanzen, deren Blätter, Blüten und Düfte gezielt ausgewählt wurden. Die Beete sind in erhöhter Lage gestaltet, um das Ertasten und Riechen zu erleichtern. Pflanzenschilder in Brailleschrift und kontrastreicher Gestaltung ergänzen das Konzept. Die Auswahl umfasst unter anderem aromatische Kräuter wie Lavendel, Rosmarin, Thymian sowie Heilpflanzen mit markanten Blattstrukturen.
Das Deutsche Medizinhistorische Museum in Ingolstadt zählt zu den führenden Fachmuseen seiner Art im deutschsprachigen Raum. Untergebracht in der barocken Alten Anatomie, die zwischen 1723 und 1736 als Lehrgebäude der damaligen Universität erbaut wurde, verbindet das Museum auf einzigartige Weise historische Architektur mit wissenschaftlicher Sammlung und Vermittlung. Der thematische Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung der Heilkunde vom Altertum bis in die Gegenwart. In der Dauerausstellung werden zentrale Aspekte der Medizingeschichte anschaulich vermittelt – darunter Krankheitsvorstellungen vergangener Epochen, Heilmethoden, Instrumente, Arzneien sowie das Verhältnis zwischen Medizin und Gesellschaft. Besonderes Augenmerk gilt dem Wandel medizinischen Denkens: von der antiken Humoralpathologie über die Anatomie der Renaissance bis hin zur modernen naturwissenschaftlich geprägten Medizin. Die Sammlung umfasst zahlreiche Originalobjekte, darunter chirurgische Instrumente, Apothekengefäße, Lehrmodelle und wissenschaftliche Geräte. Ergänzt wird die Präsentation durch wechselnde Sonderausstellungen, die aktuelle Forschungsergebnisse und kulturhistorische Themen vertiefen.
Das Gebäude der Alten Anatomie ist ein herausragendes Beispiel barocker Zweckarchitektur des frühen 18. Jahrhunderts. Errichtet zwischen 1723 und 1736 im Auftrag der Universität Ingolstadt, wurde es ursprünglich als anatomisches Institut für die medizinische Fakultät geplant. Besonders auffällig ist die gestalterische Nähe zur barocken Orangeriearchitektur, was dem funktionalen Bau eine repräsentative Eleganz verleiht. Der langgestreckte, symmetrisch gegliederte Baukörper mit hohen Rundbogenfenstern, Mansarddach und zentralem Mittelrisalit entspricht nicht nur den Anforderungen an einen modernen Lehrbau der Aufklärung, sondern auch dem Stilideal höfischer Gartenarchitektur. Die großen Fensteröffnungen dienten nicht nur der Belichtung des Inneren, sondern auch der klimatischen Regulierung – ein Element, das an Gewächshäuser erinnert, jedoch funktional auf die Nutzung als Sezier- und Lehrgebäude abgestimmt war. Im Inneren befand sich ein gestufter Hörsaal für anatomische Demonstrationen, was zur damaligen Zeit eine bauliche Besonderheit im süddeutschen Raum darstellte.
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