Goldknopfgasse 7
85049 Ingolstadt
Die Hohe Schule in Ingolstadt gilt als eines der bedeutendsten Bildungsbauwerke der Spätgotik in Bayern und steht symbolhaft für die Entwicklung Ingolstadts zur Gelehrtenstadt in der Frühen Neuzeit. Errichtet wurde das Gebäude ab dem Jahr 1472, dem Gründungsjahr der Universität Ingolstadt durch Herzog Ludwig IX. von Bayern-Landshut. Es diente von Beginn an als zentraler Lehr- und Verwaltungssitz der neu gegründeten Landesuniversität, die als erste Universität im altbayerischen Raum fungierte und im Verlauf der Jahrhunderte zu einer geistigen und politischen Einflussgröße des Katholizismus in Süddeutschland avancierte. Architektonisch präsentiert sich die Hohe Schule als schlichter, funktionaler Zweckbau mit spätgotischen Elementen. Der dreigeschossige Massivbau mit Satteldach und regelmäßig gegliederten Fensterachsen wurde ohne übermäßige dekorative Elemente errichtet, was dem humanistisch geprägten Selbstverständnis der Universität entsprach. Das Gebäude umschließt einen Innenhof und enthielt neben Hörsälen und Bibliotheksräumen auch Verwaltungsbüros und Professorenwohnungen. Besonders bemerkenswert ist das repräsentative Eingangsportal mit Sandsteinrahmung und Wappenrelief – ein dezenter Hinweis auf den landesherrlichen Ursprung der Einrichtung.
Die Universität Ingolstadt entwickelte sich im 16. Jahrhundert zu einem der geistigen Zentren der Gegenreformation. Bedeutende Gelehrte wie Johannes Eck oder später auch Mitglieder des Jesuitenordens prägten den Lehrbetrieb. Auch die Bayerische Landesuniversität wurde hier in ihrer Frühphase maßgeblich durch theologische und juristische Fakultäten bestimmt. Der Name „Hohe Schule“ steht dabei stellvertretend für die institutionelle Bedeutung dieser Bildungseinrichtung im Alten Reich. Nach der Verlegung der Universität im Jahr 1800 nach Landshut verlor das Gebäude seine ursprüngliche Funktion. In den folgenden Jahrhunderten wurde es für unterschiedliche Zwecke genutzt, unter anderem als Schule und Verwaltungsgebäude. Heute befindet sich die Hohe Schule im Besitz der Stadt Ingolstadt und steht unter Denkmalschutz.
Trotz ihrer schlichten Erscheinung besitzt die Hohe Schule außergewöhnlichen historischen Rang. Sie ist eines der wenigen erhaltenen Universitätsgebäude aus dem 15. Jahrhundert in Mitteleuropa und zeugt vom Aufstieg Ingolstadts zur Bildungs- und Wissenschaftsstadt. In ihrer architektonischen Klarheit und funktionalen Gestaltung verkörpert sie den Geist der frühneuzeitlichen Universitätskultur und ist ein bedeutendes Symbol für die akademische Tradition Bayerns.
Parkplatz "Hallenbad" (852 tw. kostenpflichtige Parkplätze, ca. 5 Minuten entfernt)
Das Pfründnerhaus in Ingolstadt zählt zu den bedeutenden sozialgeschichtlichen Bauzeugen der Stadt. Der Begriff „Pfründnerhaus“ bezeichnet eine Einrichtung, in der sogenannte Pfründner – meist ältere oder bedürftige Personen – gegen Zahlung einer einmaligen Summe, der „Pfründe“, lebenslang Unterkunft, Verpflegung und Betreuung erhielten. Solche Einrichtungen waren im ausgehenden Mittelalter und der Frühen Neuzeit ein fester Bestandteil kommunaler Fürsorgestrukturen.
Das Gebäude entstand im 15. Jahrhundert und war Teil eines größeren Versorgungskomplexes, der von der Stadt oder kirchlichen Institutionen getragen wurde. Es diente weniger als Krankenhaus im modernen Sinne, sondern vielmehr als Wohnstätte für Menschen, die nicht mehr selbstständig für ihren Lebensunterhalt sorgen konnten. Die Lage innerhalb der Stadtmauern und die solide Bauweise spiegeln den Stellenwert wider, den soziale Versorgung im städtischen Gefüge einnahm. Architektonisch zeigt sich das Pfründnerhaus als funktionaler Bau mit gotischen Stilelementen, schlichten Fassaden und großzügigen Innenräumen. Der angrenzende Gartenbereich wurde ursprünglich zur Selbstversorgung mit Kräutern und Gemüse angelegt. Heute bietet er Erholungsraum und vermittelt einen Eindruck vom alltäglichen Leben vergangener Jahrhunderte.
Die Erste Bayerische Landesuniversität in Ingolstadt wurde im Jahr 1472 von Herzog Ludwig dem Reichen gegründet und entwickelte sich rasch zu einem der bedeutendsten Bildungszentren im Heiligen Römischen Reich. Als erste Universität Altbayerns war sie ein Ausdruck landesherrlicher Bildungs- und Kirchenpolitik und sollte Geistlichkeit wie Verwaltung mit akademisch gebildetem Nachwuchs versorgen. Die Universität gliederte sich in vier klassische Fakultäten: Theologie, Jurisprudenz, Medizin und Philosophie. Besonders einflussreich war die theologische Fakultät, die im Zuge der Reformation und Gegenreformation eine zentrale Rolle spielte. Die Universität entwickelte sich im 16. Jahrhundert zu einem Bollwerk der katholischen Orthodoxie und war eng mit den Aktivitäten der Jesuiten verbunden. Zu den bekanntesten Gelehrten, die an der Hohen Schule wirkten, zählen Johannes Eck, ein bedeutender Gegenspieler Martin Luthers, sowie der Humanist Conrad Celtis. Auch der Jesuitenorden prägte mit seinen Lehrmethoden und Theologen die Universität entscheidend.
Der Dachstuhl des Pfründnerhauses in Ingolstadt zählt zu den bemerkenswertesten mittelalterlichen Holzkonstruktionen der Stadt. Errichtet im 15. Jahrhundert, beeindruckt die Dachkonstruktion durch ihre Größe, handwerkliche Präzision und außergewöhnliche Erhaltungsqualität. Der vollständig aus Eichenholz gefertigte Dachstuhl überspannt das Gebäude auf mehreren Ebenen und wurde in traditioneller Zimmermannstechnik ohne metallene Verbindungsmittel errichtet – ein typisches Merkmal mittelalterlicher Ingenieurskunst.
Besonders hervorzuheben ist die Form des sogenannten "liegendem Stuhls", einer Dachstuhlvariante, die durch ihre massive Konstruktion eine hohe Stabilität und große Spannweiten ermöglicht. Die Kombination aus Haupt- und Nebenträgern, verzapften Verbindungen und verstärkenden Streben sorgt für eine statisch ausgewogene Lastverteilung. Dies war insbesondere bei einem Gebäude mit sozialer Funktion wie dem Pfründnerhaus essenziell, da die Dachräume häufig zur Lagerung oder sogar als Wohnraum genutzt wurden.
Die fast vollständig erhaltene Originalsubstanz macht den Dachstuhl zu einem seltenen Beispiel spätmittelalterlicher Bauweise. In seiner konstruktiven Klarheit und seinem funktionalen Aufbau vermittelt er einen authentischen Einblick in das handwerkliche Können der damaligen Zeit. Der Dachstuhl des Pfründnerhauses steht damit nicht nur für architektonische Raffinesse, sondern auch für die bauliche Langlebigkeit und soziale Bedeutung öffentlicher Einrichtungen im spätmittelalterlichen Ingolstadt.
Das Gelehrten-Fresko an der Außenfassade erinnert eindrucksvoll an die historische Bedeutung der Stadt als Sitz der Ersten Bayerischen Landesuniversität. Es wurde im Jahr 1972 – zum 500-jährigen Jubiläum der Universitätsgründung – geschaffen und befindet sich an der Ostfassade des Gebäudes. Das Wandbild würdigt bedeutende Persönlichkeiten, die im Laufe der Jahrhunderte an der Hohen Schule wirkten und die europäische Geistesgeschichte mitprägten. Dargestellt sind unter anderem der Theologe Johannes Eck, ein führender Vertreter der katholischen Gegenreformation, sowie der Humanist Conrad Celtis, der als erster Poet Laureatus des Heiligen Römischen Reichs gilt. Auch weitere Gelehrte aus Theologie, Jurisprudenz, Medizin und Philosophie – den vier klassischen Fakultäten der Universität – finden im Fresko ihren Platz. Die Komposition verbindet Porträts, Symbolik und architektonische Motive zu einem visuellen Gedächtnisraum der Ingolstädter Universitätsgeschichte.