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Teil 1

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Elisabeth Willner Bürgerin aus Ingolstadt

Ein unerwarteter Gast und eine Mission

Veröffentlicht am 24.10.2025

An einem lausig kalten Tag Anfang Dezember arbeitete Piet schon seit dem Morgen in seiner U-Boot-Werkstatt. Die halbe Nacht hatte er darüber gegrübelt, wie er die kaputte Antriebswelle reparieren konnte, und nun probierte er alles aus, was ihm dazu eingefallen war. Bisher allerdings ohne Erfolg: Das Ding wollte einfach nicht mehr funktionieren.

Piet hatte schon die zweite Kanne ostfriesischen Tees beinahe geleert und fünf Blätterteigschiffchen dazu verputzt. Nicht mal ein richtiges Mittagessen hatte er sich gegönnt, denn an einem solchen Tag hielt er Kochen für reine Zeitverschwendung. Später konnte er immer noch auf einen Imbiss in den „Wurst-Himmel“ gehen.

Der eisige Wind pfiff so laut um die Häuser, dass Piet das Klopfen an seiner Werkstatttür erst beim dritten Mal hörte.

„Wer kommt denn jetzt?“

Wenig begeistert schlurfte er nach vorne. Auf Besuch konnte er heute gut und gerne verzichten, und eine Auftragsarbeit gab es auch nicht auszuliefern. Wer also …?

Draußen stand der Weihnachtsmann. Obwohl er einen ziemlich langen Mantel und warme Fellstiefel anhatte, trat er frierend von einem Bein aufs andere.

„Bei meinen Rentieren, du bist ja doch da!“, begrüßte er Piet erleichtert. „Ich brauche dringend deine Hilfe! Stell dir vor, ein Schiff mit Holzspielzeug an Bord ist im Sturm vor den Schafsinseln gesunken. Sie wollen es nicht bergen, haben sie gesagt. Ist nichts Besonderes drauf, haben sie gesagt. Ha!“ Er gab einen ärgerlichen Laut von sich.

Piet hatte schweigend zugehört, wobei seine blauen Kulleraugen kreisten.

„Wer will das Schiff nicht bergen?“, fragte er.

„Na, die Reederei!“, polterte der Weihnachtsmann und schob Piet dabei in die Werkstatt zurück, denn er hatte keine Lust, weiter im Kalten zu stehen. Offenbar musste er die Sache doch noch genauer erklären.

„Möchtest du eine Tasse Tee?“, fragte Piet, während er einen zweiten Stuhl holte, damit sich beide an den kleinen Tisch setzen konnten, wo immer das Teegeschirr und ein Teller für die Blätterteigschiffchen standen.

„Gern, wenn er noch heiß ist.“

Piet goss zuerst dem Weihnachtsmann ein und angelte dann seine eigene Tasse herbei, doch der restliche Tee bedeckte kaum noch den Boden.

„Oje, alle! Ich setze eben frisches Wasser auf.“

Er wollte aufstehen, aber der Weihnachtsmann hielt ihn am Arm fest.

„Das kannst du später machen“, bestimmte er. „Ich habe es ein bisschen eilig, weißt du. Diese Geschichte mit dem gesunkenen Schiff hat meinen ganzen Zeitplan durcheinandergebracht. Die Holzspielsachen sind schließlich nicht die einzigen Geschenke, die ich an Weihnachten ausliefern muss. Da sind noch die Puppen und Autorennbahnen, Kuscheltiere und Bücher … Egal! Ich brauche dein U-Boot! Und dich dazu als Kapitän! Wir müssen zu dem abgesoffenen Kahn runter und die Kästen mit dem Spielzeug in dein U-Boot umladen und heraufholen.“

Der Weihnachtsmann sah Piet bittend an.

„Das kannst du doch für mich tun, oder?“

Piet kratzte sich verlegen am Kopf. „Tja, das ist so …“ Er schielte zum Regal hinüber. Dort stand eine große Blechdose. Eigentlich mussten noch Blätterteigschiffchen drin sein, und wenn er schon so bald keinen Tee bekam …

Der Weihnachtsmann war seinem Blick gefolgt.

„Piet“, sagte er eindringlich, „du bist der Einzige, der mir helfen kann! Niemand sonst hat ein U-Boot! Denk doch an die Kinder! Was werden die sagen, wenn es zu Weihnachten kein Holzspielzeug gibt?“

Piet versuchte, seinen knurrenden Magen zu ignorieren, und antwortete betrübt: „Das U-Boot ist kaputt. Die Antriebswelle ist hin. Ich hab alles versucht, um sie noch mal zu reparieren. Aber sie ist schon zigmal geschweißt, und irgendwann ist halt Schluss. Ich werde sie wohl abhaken müssen.“

Der Weihnachtsmann nickte bedächtig mit dem Kopf. „Hast du Geld für eine neue?“, fragte er vorsichtig.

„Für eine ganz neue Antriebswelle?“ Piets blaue Augen blitzten auf. „Nee, sicher nicht. Vielleicht für eine halbe …“

„Dann legen wir zusammen“, entschied der Weihnachtsmann kurzerhand. „Du gibst mir so viel du hast, und den Rest bezahle ich. Meine Wichtel werden sie gleich morgen kaufen, denn wir haben keine Zeit zu verlieren. Abgemacht?“

Er streckte Piet seine Hand entgegen.

„Abgemacht“, sagte Piet und schlug ein.

Nach einem letzten Schluck Tee machte sich der Weihnachtsmann zufrieden auf den Heimweg.


Fortsetzung folgt….